die neuen Stahlträger der Marktbrücke

die neuen Stahlträger der Marktbrücke © ADFC Hagen

Hagener Radverkehrs(verhinderungs?)politik

Hier kommentieren wir in loser Folge aktuelle Entwicklungen in der Verkehrspolitik in Hagen. Den Start macht der Neubau der Marktbrücke - ohne Radweg, geschweige denn Radspur.

Auf dem Papier klingt es gut. Hagen hat einen Masterplan nachhaltige Mobilität (2018), ein Radverkehrskonzept (10/2018 fertiggestellt, 04/2019 verabschiedet) Städte und, und, und… .

Aber wie sieht es in der Praxis aus?

Momentan wird ab Stennertbrücke in Hohenlimburg die B7 Richtung Hagener Zentrum erneuert. Hier haben Hohenlimburger Bezirkspolitik und der Hagener Ausschuss für Umwelt-, Klimaschutz und Mobilität beschlossen, dass ein begleitender Radweg nicht nötig sei für diese kürzeste Verbindung zwischen Hohenlimburger und Hagener Zentrum, die damit weiterhin nur für Autos angenehm zu fahren ist.

Bei der Radtour des ADFC mit dem Oberbürgermeister 2019 erfuhren wir, dass der Radweg „Am Hohen Graben“ gesperrt werden soll, da dort die nicht mehr stabile Kragplatte, auf der der Radweg verläuft, im Zuge der Marktbrückenerneuerung ersatzlos abgerissen werden sollte. Dieser Weg ist nicht nur eine relativ autoverkehrsfreie Radstrecke entlang der Volme, sondern auch wichtiger Bestandteil des NRW-Radverkehrsnetzes.

Die „ruhigere“ Alternative wäre die stärker befahrene Potthofstraße – auf der anderen Volmeseite, d.h. mit zwei Brückenkreuzungen verbunden. Ansonsten bleibt der Märkische Ring mit reichlich Fahrspuren – für Autofahrende. Ob man aus der Potthofstraße heraus überhaupt die Radstrecke in Richtung Eilpe erreichen kann, ist momentan unklar.

Was würden wohl die Autofahrer*innen sagen, wenn man mit dem gleichen Argument (Brücke ist nicht mehr stabil) die Marktbrücke ohne Neubau abreißen würde? Hier wird jedoch neu gebaut und es wurde noch diskutiert, ob nicht ein Neubau in zwei Stufen möglich sei, um die Brücke nicht komplett sperren zu müssen. Es sollen vier neue Fahrspuren entstehen. Ein Radweg ist nicht geplant.

Der Umweltausschuss wollte der Planung unter der Bedingung zustimmen, dass die Verwaltung beauftragt wird, „eine zeichnerische Darstellung anzufertigen, die unter anderem auch andere Nutzungen ausweist, um mittelfristig den Individualverkehr auf ein stadtverträgliches Maß zu reduzieren“. Schon wieder Papier ohne erkennbare Umsetzungsabsicht. Immerhin scheint das Bewusstsein dafür vorhanden zu sein, dass „der Individualverkehr“ (darunter fällt allerdings auch Rad- und Fußverkehr, aber wir nehmen mal an, hier ist der motorisierte gemeint) nicht „stadtverträglich“ ist. Wir werden das weiter verfolgen!

Etwas optimistisch stimmt die Diskussion dazu (Drucksache 0370/2018 aus dem städtischen Informationssystem AllrisB und Sitzungsprotokoll dazu):

Erwähnt wurde immerhin, dass die Planung die Feinstaubproblematik nicht berücksichtigt und angefragt, ob es Abstimmungen mit dem Radverkehrskonzept zu dieser Planung gäbe (eine Antwort findet sich leider nicht im Protokoll).

„Die Spuraufteilung kann man in Zukunft auch anders gestalten.“ Und es wird kritisiert, dass nicht vorher überlegt wurde, ob man bei der Brückenneubauplanung nicht die Reduktion des Verkehrs mitplanen möchte, nicht zuletzt im Hinblick auf die Wohnqualität im Zentrum.

Mehr als der Radverkehr scheint allerdings der ÖPNV diskutiert zu werden. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass trotz zunehmenden Radverkehrs und der seit einigen Jahren zunehmend genutzten Möglichkeit, die Hagener „Berge“ auch mit Akku-Unterstützung zu erradeln, der Alltagsradverkehr noch nicht so recht in den Köpfen angekommen ist.

Wir zitieren hier den abschließenden Beschluss: „Der Stadtentwicklungsausschuss stimmt der Planung zum Neubau der Marktbrücke in der vorgestellten Art und Weise zu. Die Verwaltung wird um eine zeichnerische Darstellung gebeten, wie künftig separate Nutzungen einer oder mehrerer Spuren für ÖPNV, Radverkehr oder auch autonome Nutzungsvarianten zu ermöglichen sind. Darzustellen ist auch, wie dadurch mittelfristig der motorisierte Individualverkehr insbesondere in der Innenstadt und dem Innenstadtring auf ein stadtverträgliches Maß reduziert werden kann.“

Es wäre wirklich interessant zu wissen, warum man dies nicht vor dem Neubau der Brücke überlegt hat. Wir werden jedenfalls nachverfolgen, was mit der alternativen Nutzungsplanung weiter geschieht. Kriegt Hagen die Kurve: Weg von der autofreundlichen Stadt mit Autoparkproblemen, hin zu einer klimafreundlichen, ruhigeren Stadt mit mehr Aufenhalts- und Lebensqualität in der Innenstadt?

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