Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Ortsgruppe Hagen

Immer diese rücksichtslosen Radfahrer - lassen sich ständig zu eng überholen...

So ungefähr könnte man die facebook-Kommentare unter einem kürzlich erschienenen Zeitungsartikel zusammenfassen - in der harmloseren Variante.

Ein Radfahrer, der auf einem sehr schmalen Schutzstreifen fährt, wird in Kürze von einem Auto überholt, dass nicht von seiner Fahrposition nah an der gestrichtelten Schutzstreifenlinie abweicht.

Da erscheint ein Artikel (Paywall), in dem beschrieben wird, dass wir in Hagen seit einer Weile Überholabstände messen, und dass sich die Autofahrenden in den meisten Straßen im Schnitt ganz gut an die StVO halten, aber in einigen leider oft viel zu eng überholt wird, und in den facebook-Kommentaren der Zeitung darf man des Öfteren quasi lesen, dass die rücksichtslosen Radfahrer ja an Allem selber Schuld seien.

Wie nimmt man wohl Rücksicht beim Überholtwerden? Mal eben in den Graben springen? Sich in Luft auflösen? Das ist vermutlich gemeint, denn einigen Kommentaren ist ganz gut zu entnehmen, dass für die Schreiber Radfahrer nichts auf der Straße zu suchen haben. Vielen Kommentaren ist allerdings auch zu entnehmen, dass sie einfach "nur" mal motzen wollen, weil der Begriff Radfahrer in der Überschrift sie getriggert hat - und dann auch noch im Zusammenhang mit Fehlverhalten von Autofahrern. Den Artikel zu lesen schließt das wohl automatisch aus. Hauptsache meckern.

Es kommen also die üblichen Beschwerden über Radfahrer (fahren alle bei Rot, kein Nummernschild, keine Steuern...). Wer sich länger mit dem Thema beschäftigt hat, kennt die Liste auswendig und häufig auch die meisten Gegenargumente inklusive der Statistiken. Und einige geduldige Menschen erklären tatsächlich auch noch dem zehnten Kommentator, der angeblich einen Führerschein hat, die StVO und was alles kein Radweg ist und warum mit dem Rad rechts an einem stehenden Auto vorbeizufahren nicht unter die gleiche Abstandsregel fällt wie einen fahrenden Radfahrer mit dem gleichen Auto in voller Fahrt zu überholen. Und dass es natürlich nicht in Ordnung ist, mit dem Rad in einer Fußgängerzone an Fußgängern vorbeizurasen, aber das das trotzdem kein Argument ist, Radfahrer nicht StVO-konform zu überholen und zu gefährden. Hut ab! Hoffentlich dringen die Argumente wenigstens bei einigen durch.

Bei einigen Kommentaren fragt man sich, ob man sie schon als Morddrohung werten könnte oder zumindest, ob sie nicht darauf hindeuten, dass die Urheber ungeeignet sind, ein Auto auf öffentlichen Straßen zu steuern. Interessant ist die oft wiederholte Kritik am Foto zum Artikel - der abgebildete Radfahrende fährt, oh Schreck, eher auf der linken Seite des "Schutz"streifens, der zu schmal und an der Stelle auch noch mit einem Gulli dekoriert ist. Dass diese Fahrposition erstens erlaubt und zweitens auch sicherer ist, muss anscheinend sehr vielen Autofahrenden erklärt werden, deren erster Kommentar nicht selten in die Richtung geht "wenn man so fährt, ist man ja wohl selber Schuld" und dann auf die rücksichtslosen Radfahrer schimpfen. Oh je...

Interessanterweise waren die Emailrückmeldungen, die wir bekommen haben, durchweg zustimmend und positiv (allerdings nicht unbedingt positiv, was die Erfahrung mit Überholabstand angeht). Es wurde begrüßt, dass wir uns des Themas annehmen und für viele der von uns als kritisch identifizierten Straßen haben wir Erfahrungsberichte bekommen, die uns zustimmen, dass dort häufig viel zu eng überholt wird (konkrete Rückmeldungen kamen zur B7 zwischen Hohenlimburg und Hagen, Feithstraße und B7 in Haspe). Einen vorläufigen Überblick über unsere Messungen gibt es hier.


https://hagen.adfc.de/neuigkeit/immer-diese-ruecksichtslosen-radfahrer-lassen-sich-staendig-zu-eng-ueberholen

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