ADFC-Fahrradklimatest: Ergebnisse für Hagen

Die Teilnahme am Fahrradklimatest wächst kontinuierlich. Beim letzten Mal haben über 700 Radfahrende die Radverkehrssituation in Hagen bewertet. Die Ergebnisse sehen bescheiden aus, aber eine leichte Tendenz nach oben ist zu erkennen.

Ende letzten Jahres hatten Radfahrende in Hagen wieder die Möglichkeit, die Radverkehrsverhältnisse in Hagen zu bewerten. Die Fragen decken höchst unterschiedliche Aspekte ab. Es wird natürlich viel nach der Möglichkeit, in Hagen schnell und sicher mit dem Rad seine Ziele zu erreichen gefragt, aber auch nach der Behandlung des Radverkehrs in den Medien, der Häufigkeit von Fahrraddiebstählen und der Qualität des Bike Sharings einer Stadt.

Die erfreulich gestiegene Anzahl von Teilnahmen in Hagen – 707 waren gültig, ungefähr doppelt so viele wie bei der letzten Umfrage zwei Jahre zuvor – deutet darauf hin, dass immer mehr Menschen das Thema Radverkehr wichtig finden – oder mehr Menschen den ADFC-Fahrradklimatest kennen? Gleichzeitig verleiht es den Ergebnissen eine höhere Aussagekraft. Die Anzahl der ADFC-Mitglieder liegt in Hagen übrigens immer noch unter 200, d.h. selbst wenn alle abgestimmt hätten, würde die Aussage mehr von Nichtmitgliedern bestimmt.

Deutschlandweit sind 84% der Befragten keine ADFC-Mitglieder und über 90% der Befragten nutzt Fahrrad und Auto, kennt also beide Perspektiven. Für Hagen kennen wir diese Zahlen leider nicht.

Die Ergebnisse des Fahrradklimatests finden wir keinesfalls überraschend. Betrachtet man nur die Hagener Ergebnisse, werden beim Radverkehr am schlechtesten bewertet (jeweils mit mindestens 5,0): Ampelschaltungen für Radfahrer:innen, Sicherheitsgefühl, Führung an Baustellen und öffentliche Fahrräder/Fahrradverleih.

Die beiden einzigen Noten besser als 4,0 waren die Fahrradförderung in letzter Zeit und die geöffneten Einbahnstraßen in Gegenrichtung mit jeweils 3,9. Wir stimmen zu, dass sich bei der Fahrradförderung 2022 erstmals merklich etwas getan hat und hoffen, dass das weiterhin so bleibt. Hagen hat viel aufzuholen, da andere Städte die Bedeutung des Radverkehrs für schnelles und umweltfreundliches Vorankommen in der Stadt wesentlich früher erkannt haben.

Aus unserer Sicht ist es besonders wichtig, bald ein zusammenhängendes Netz zu haben. Während beispielsweise die neuen Radspuren am Graf-von-Galen-Ring ein guter Start sind, so bringen sie für die weniger Mutigen nur etwas, wenn sie auch aus einem Umkreis von einigen Kilometern sicher erreichbar sind, und da hapert es noch. Das lässt sich auch gut im Städtevergleich beim Fahrradklimatest erkennen:

Betrachtet man Hagen im Vergleich mit anderen Städten, so schneidet es bei den Punkten zügiges Radfahren (Note 4,4) und Erreichbarkeit des Stadtzentrums (4,2) besonders schlecht ab - jeweils über eine Note schlechter als der Durchschnitt der Städte gleicher Größenklasse, d.h. mit einer Bevölkerung zwischen 100.000 und 200.000. Das sind auch aus unserer Sicht zentrale Probleme für den Radverkehr in Hagen. Hier muss es zwingend Verbesserungen geben, damit das Fahrrad als Verkehrsmittel für mehr Menschen attraktiv wird.

Diese Ansicht wird auch durch die Freitextantworten bestärkt. Die drei am häufigsten gefundenen Oberthemen sind dort: Fehlende bzw. schlechte Radwege (77mal genannt), Radverkehrsnetz nur Stückwerk (58mal genannt) und fehlendes Konzept (32mal genannt, auch von Menschen, die wussten, dass es ein Radverkehrskonzept gibt, hier aber fehlenden Umsetzungswillen sahen).

Am weitesten unterhalb der durchschnittlichen Bewertung blieb Hagen beim Punkt öffentliche Fahrräder/Fahrradverleih hinter dem Durchschnitt zurück. Wenig verwunderlich, wenn es gar kein Bike Sharing gibt. Aus unserer Sicht nicht ganz so zentral um das Radfahren in einer Stadt attraktiver zu machen, aber für die Attraktivität des Umweltverbunds aus ÖPNV und aktiver Mobilität nicht unbedeutend.

Schaut man, welche Punkte in Hagen im Vergleich besonders gut bewertet werden, finden sich hier auf den ersten drei Stellen drei Punkte, in denen Hagen gerade den Durchschnittswert der Städte vergleichbarer Größe erreicht, also die im Städtevergleich noch am besten bewerteten Punkte in Hagen sind gerade mal durchschnittlich: Fahrraddiebstahl (4,2), Fahrradförderung in letzter Zeit (schon erwähnt: 3,9) und Falschparkerkontrolle auf Radwegen (4,8). Bei den Noten kann man mit durchschnittlichen Leistungen wohl nicht unbedingt zufrieden sein. Wir hoffen jedenfalls sehr, dass hier in Zukunft Verbesserung angestrebt wird.

Immerhin hat Hagen beim letzjährigen Fahrradklimatest die Rote Laterne knapp verpasst: Von den 40 Städten der mittleren Größenkategorie, die ausreichende Teilnahmezahlen erreichten, landete Hagen diesmal auf Platz 39 von 40. Remscheid hatte mit 4,62 eine minimal schlechtere Note als Hagen mit 4,60. Da ist noch Luft nach oben! Fairerweise muss man sagen, dass noch eine Handvoll Städte beim Thema Radverkehr mindestens versetzungsgefährdet sind. Insgesamt fünf Städte haben eine Bewertung von 4,5 oder schlechter bekommen. Man muss aber auch sagen, dass es mittlerweile schon sehr viele, auch günstige, Ideen gibt, wie man den Stadtverkehr für Menschen angenehmer gestaltet und dass dringend etwas für klimafreundliche Mobilität getan werden muss. Stichworte z.B. Flächenverbrauch, Lärm und Abgase.

Aber auch Aufenthaltsqualität in der Stadt und Nachfrage im Nahbereich werden durch einen Schwerpunkt auf klimafreundlicher Mobilität gefördert.

Wer sich die Ergebnisse des Fahrradklimatests für Hagen und/oder andere Städte und Kommunen noch detaillierter anschauen will, wird hier fündig.


https://hagen.adfc.de/neuigkeit/adfc-fahrradklimatest-ergebnisse-fuer-hagen

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